Kristina Sedlarevic — Press release for the exhibition „Burn On“
Galerie Siedlarek, Frankfurt am Main, 2023

 

Was geben die nebulösen Farbschichten zu erkennen und was schimmert durch sie hindurch? Was bleibt und was verschwindet vom sinnlichen Eindruck, der sich nie final einstellen will? Dies sind Fragen, die sich beim Betrachten der prozesshaften Malerei der Künstlerin Jennifer Bannert stellen. Die Illusion verschiedener Verflüchtigungseffekte ist keine gegebene Qualität, sondern muss durch eine Vielzahl künstlerischer, handwerklicher und industrieller Bearbeitungstechniken hergestellt werden. Herauszufinden, inwieweit das Spiel mit oberflächengebundenen Lichtphänomenen auf die Wahrnehmung einwirkt, ist Teil der künstlerischen Untersuchung.

Als Träger einer abstrakten Malerei unterscheidet sich der Malgrund aus Aluminium von der traditionellen Leinwand. Dieser ist kühl, reflektierend und farbabweisend. Jeder Farbauftrag wird dadurch zum Experiment, wovon die nass glänzenden Partien, die im flüssigen Zustand erstarrt sind, als auch die dunkel aquarellierten Farbflächen zeugen. Dabei lässt der diffuse Farbauftrag wechselnde Assoziationen entstehen: von dichten Nebelwolken, die an altmeisterliche Kunst erinnern, bis hin zu prismatischen Lichtbrechungen. Mit dieser Malerei geht eine gewisse Sinnlichkeit einher, die die Spuren des physischen Malaktes andeutet und im fertigen Werk noch auf die Prozesshaftigkeit seiner Entstehung verweist.

Beim optischen Erfassen der Bilder entgleitet der erste Eindruck allerdings oft. Dabei spielt die Materialität des Bildträgers eine wichtige Rolle. Die reflektierende Aluminiumfläche macht das Bild empfänglich für äußere Reflexionen – mal spiegeln sich darin Betrachter:innen schemenhaft wieder, mal wirken äußere Lichtquellen auf die Oberfläche ein. Jeder Blick auf die Bilder bildet daher nur eine Momentaufnahme ab und eröffnet stetig neue Eindrücke. Letztendlich stellen sich durch dieses optische Zusammenspiel aus Material- und Farbeffekten ephemere Eindrücke wie Glanz, Transparenz und Immaterialität in doppeltem Sinne ein, die sich nicht in Bestehendes einrichten, sondern fortwährend in Bewegung bleiben.